Vergleiche sind eine schöne Sache. Mit ihnen kann man Sachverhalte erklären und auch für Außenstehende verständlich darstellen. Je passender der Vergleich für die Zuhörer respektive Leser ist, desto besser verstehen sie auch was man eigentlich erklären will. Waum ich das erzähle? Ganz einfach als jemand der quasi täglich Dinge erklärt, strotzt mein Sprachschatz nur so vor Vergleichen. Doch einen habe ich bisher eher selten benutzt und das ist mir in den letzten Tagen aufgefallen. Es geht um den Vergleich zum Laufen. Und das ist bei mir doch relativ merkwürdig, weil ich doch selbst Läuferin bin. Wer hätte das gedacht? 😉
Aber in den letzten Tagen ist mir immer häufiger aufgefallen, dass gerade der Vergleich zwischen Lernen und Laufen sehr gut funktioniert. Als Beispiel werde ich selbst herhalten um das besser zu verdeutlichen. In meiner Jugend hatte ich einige Hobbies, doch im Sportunterricht – ich glaub es war die 7. oder 8. Klasse – als die Noten nach Zeiten auf 1.000m vergeben wurden, stellte sich heraus, dass ich gar nicht mal so langsam war. Und auf einmal hatte mein Lehrer mich für einen Crosslauf gemeldet. Ich fing an mit meinem Vater zu trainieren und dann passierte es zwei Wochen vor dem Wettkampf – ich riss mir meine Bänder im Knöchel an. Als das verheilt war, war der Lauf schon lange vorbei. Von da an hab ich die Laufschuhe nur noch zum Wut abreagieren raus geholt und auch nicht mehr wirklich an meine tolle Zeit gedacht. Bis vor drei Jahren – mehr aus Trotz als aus Lust kam ich zurück zum Laufen. Fand dann aber solchen Spaß daran, dass ich mit kurzen Unterbrechungen seitdem im Training bin. Meine Ziele setze ich immer höher und mit jeder Trainingseinheit merke ich, dass ich leistungsfähiger werde. Auch wenn ich sicher nicht mehr zu den Leistungssportlern zählen werden, bin ich mit meiner Entwicklung doch ganz zufrieden. Zur Zeit trainiere ich für meinen ersten Halbmarathon. Und dabei habe ich gemerkt, nur dabei bleiben führt zum Ziel.
Diese Erkenntnis ist es auch, die sich aufs Lernen übertragen lässt. Egal wann man damit anfängt, ob in der Schule oder eben als Erwachsener, der Anfang ist erstmal schwer. Was hat es mich an Überwindung gekostet am Anfang den ersten Lauf zu machen und danach immer wieder los zu laufen. Aber wenn man erstmal dabei ist, in den Takt gefunden hat, seine Verbesserungen sieht, dann freut man sich selbst mit dem schlimmsten Muskelkater – egal ob in den Beinen oder im Kopf – darauf weiter zu machen. Man freut sich auf die nächste Steigerung, das nächste erreichte Ziel.
Immer wenn ich Teilnehmer habe, die nach dem Unterricht zu mir kommen und sagen: “Es tut mir leid, dass ich ein bisschen länger brauche. Ich hab das letzte Mal in der Berufsschule vor 10, 20 oder 30 Jahren gelernt.” Muss ich lächeln und antworte dann: “Das ist okay. Lernen Sie in Ihrem eigenen Tempo.” Zukünftig werde ich wohl aber sagen: “Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben gerade erst mit dem Training begonnen. Wir steigern uns jetzt Stück für Stück jeder in seinem Tempo. Wir trainieren Ihren Kopf ja nicht für den 50m Sprint.”
Es ist also egal, wann man beginnt zu lernen. Jeder hat die Möglichkeit in seiner Geschwindigkeit zum Ziel zu kommen. Aber wenn wir mal zwischendurch eine längere Pause einlegen, sollten man sich nicht wundern, dass es hinterher schwerer ist wieder anzufangen und auch langsamer geht. Denn unsere Kondition müssen wir erst wieder aufbauen und dann gibt es als Belohnung den Muskelkater.
Wer hat noch Muskelkater im Kopf? Und warum?