Am 14. November war ich auf dem 18. Führungskräfteforum der MACH AG. Durch einen ehemaligen Teilnehmer bin ich erst in der Woche davor auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. Wer jetzt Google bemüht, wird feststellen, dass es hier vor allem um die Verwaltung und den öffentlichen Dienst geht. In diesem Jahr wurde das Führungskräfteforum aber das erste Mal für die Wirtschaft geöffnet. Da ich für KOMMA bei Fortbildungen in den öffentlichen Verwaltungen aktiv bin, war es mir wichtig die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse besser kennen zu lernen. Also war dieser Tag eine Weiterbildung für mich.
Als erstes ein großes Lob an den ganzen Rahmen – von der Begrüßung über die Versorgung mit Essen und Trinken bis hin zur Multimedialen Nutzung von Ressourcen es war alles einwandfrei geplant! Ein anderer Teilnehmer sagte es so „eine der wenigen Veranstaltungen von denen man mit mehr Gewicht auf den Rippen nach Hause fährt.“ 😉
Nach der obligatorischen Begrüßung ging es los mit drei Implus-Vorträgen. Der erste war von Dr. Steffi Burkhart über die Anforderungen der Generation Y an die Verwaltung als Arbeitgeber. Dabei ging sie auf diverse Punkte ein wie die Digitalisierung, den Umgang mit Kunden in den Verwaltungen und wie die Generation Y einen Kulturwandel auslösen werden. Aber die Aussage, welche ich für mich mitgenommen habe, war ein Zitat eines Professors:
Mögen Sie Menschen wirklich?
Nur wenn eine Führungskraft diesen Satz mit Ja beantworten kann, gehört Sie auch in eine Führungsposition. Dieser Aussage und Schlussfolgerung stimme ich vollkommen zu. Heut zu Tage muss eine Führungskraft viel eher zwischenmenschliche Fähigkeiten besitzen als Fachkompetenzen.
Der nächste Vortrag wurde vom verspäteten Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein Daniel Günther gehalten. Er startete mit der Digitalisierung und wie diese in seiner Regierung verankert und umgesetzt wird. Dabei griff er die Ankündigung vom Bundeskanzleramtsminister Braun aus dem Morgenmagazin auf. Bis 2022 sollen alle Dienstleistungen (über 500) der öffentlichen Verwaltungen digital durchführbar sein. Ich glaube, gerade nach den Gesprächen mit den Damen und Herren auf dem Kongress, dass das mehr als ambitioniert ist. Aber wir werden sehen, wie das klappt.
Als weitere Themen streifte er die Vereinbarkeit von Familie & Beruf, Künstliche Intelligenz und den Glasfaser-Ausbau in Schleswig-Holstein. Für mich war vor allem interessant zu sehen, wie dieser junge und dynamische Politiker durchaus mit seiner Vorrednerin an Witz und Lockerheit mithalten konnte. Dabei habe ich mich gefragt, ob das dem geschuldet ist, dass er selbst alterstechnisch dicht an der Generation Y dran ist oder ob er einfach ein anderer Typ von Politiker ist. Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr davon, damit die Politik wieder interessanter wird.
Last but not least kam Silivia Bechtold als Vizepräsidentin des Bundesverwaltungsamtes zum Thema Arbeit 4.0 zum Zug. Dabei wurde sehr schnell klar, dass in den Verwaltungen sich nur etwas ändern kann – sowohl in Punkto Digitalisierung als auch in Bezug auf die Kultur – wenn das Recht (Bundesdienstrecht) dem entsprechend angepasst wird. Ihre Beispiele aus der Praxis zeigten, dass sich schon viel bewegt, aber dass nichts ohne die rechtlichen Voraussetzungen funktioniert. Bei mir ist das Beispiel eines Neubaus hängen geblieben. Das Amt baut neu und möchte neue Arbeitsmodelle und Kommunikationswege einbinden. Aber die Rahmenbedingungen lassen dies nicht zu. Einer Führungskraft müssen 14m² zu geordnet werden und Flure dürfen keine Fläche für sozialen Austausch bieten. Ich fand diese restriktiven Regeln sehr befremdlich und kann mir einen modernen Arbeitsplatz so beim besten Willen nicht vorstellen. Wenn es wirklich einen Kulturwandel und damit eine Steigerung der Attraktivität der Verwaltungen als Arbeitgeber geben soll, dann muss ganz schnell etwas an diesem Recht geändert werden.
All diesen Input konnten die Teilnehmer zusammen mit ihren eigenen Meinungen dann in den gewählten Werkstätten zu unterschiedlichsten Themen zum Ausdruck bringen. Ich habe an dem Thema „Verwaltungsarbeit der Zukunft gestalten: Was bedeutet das für Aus- und Fortbildung?“ teilgenommen. Als der Moderator – Leiter der Verwaltungsakademie Altenholz – dann jedoch den genaueren Fokus vorstellte, war ich etwas enttäuscht. Er legte diesen nur auf die Ausbildung an Hochschulen. Ich bin aber der Meinung, dass gerade die Duale Ausbildung schon in den letzten Jahren immer zu kurz gekommen ist und endlich mal wieder mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Nichts desto trotz habe ich fleißig mitdiskutiert und meine Meinungen zu den gestellten Fragen eingebracht. Davon gab es in Ermangelung von Zeit nur zwei:
- Digitalisierung? Ja, aber…
- Welche Inhalte müsste ein Survival-Kit für künftige Führungskräfte in 5 – 10 Jahren enthalten?
Ich bin tatsächlich ein Vertreter für die Digitalisierung – sonst würde ich mich wohl nicht als Bloggerin versuchen und auf Social Media Kanälen rumtreiben. Aber ich habe auch Bedenken. Interessant war für mich in dieser Werkstatt auf jemanden zu treffen, der ganz ähnliche Ansichten hatte. In unserer Gruppe identifizierten wir die Gefahren von Digitalisierung. Zum Beispiel das momentan meist noch Kompetenzen fehlen um überhaupt mit der Hard- und Software klar zu kommen. Was das ganze dann noch erschwert, ist der Flickenteppich der unterschiedlichen Ausrüstungen in den Institutionen. Als Beispiel: Die IHK nimmt einige Prüfungen bereits via Tablet ab. Dies sind aber iPads wohin gegen ich z.B. die Schulungen dafür auf Android-Geräten durchführe.
Zur zweiten Frage fanden wir als Antwort, dass wir diesen jungen Menschen vornehmlich Soft-Skills mitgeben würden/wollen. Von Respekt über Vertrauen bis hin Empathie waren sehr viele Eigenschaften dabei, die ich nicht erst in 5 Jahren einen Führungskraft zurechnen würde sondern so schnell wie möglich. Gerade Führungskräfte heute sind mit so viel Veränderung konfrontiert, dass Fachwissen alleine niemals reichen wird. Denn seien wir doch mal ehrlich: Sobald eine Fachkraft zur Führungskraft befördert wird – nur aus dem Grund, dass sie die beste unter gleichen ist – heißt das ja noch lange nicht, dass sie diese auch anleiten und führen kann.
Ich habe für mich aus diesem Tag mitgenommen, dass vieles in der Verwaltung noch starrer ist als es für mich als Außenstehende den Anschein hatte. Aber vielleicht noch überraschender war, dass die Angestellten diese rigiden Vorgaben selbst als Einschränkungen empfinden. Hoffentlich kann ich auch in zukünftigen Seminaren helfen, den Mut zu vermitteln Dinge zu ändern und anstatt zu diskutieren zu machen.