Jetzt war ich innerhalb von ein paar Monaten auf der zweiten Veranstaltung zum Thema BGM. Diese drei Buchstaben stehen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Und bei beiden Vorträgen war ich nicht gerade begeistert vom Inhalt. Um das zu verstehen müssen Sie wissen, dass ich sowohl im Studium als auch im realen Leben schon reichlich Kontakt mit dem Thema hatte. Die Gesundheit eines Menschen ist mit das höchste Gut, welches er haben kann. Deshalb sollte auch der Arbeitgeber diese ehren. Doch wie?
Genau dieser Frage widmeten sich diese oben genannten Veranstaltungen. Doch leider haben beide nur ein Thema in den Mittelpunkt gestellt: Das Angebot von Kursen in Firmen. Vortragende waren ein Unternehmen und ein Sportverein. Sicher sind solche Angebote ein Plus bei den Mitarbeitern und bei den richtigen Inhalten auch für die Gesundheit dieser. Jetzt kommt das Aber: Es reicht nicht eine Rückenschule anzubieten, damit die Mitarbeiter gesund bleiben bzw. werden. Diese Kurse sind nur ein Baustein im großen Haus des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Außer den Mitarbeitern eine Möglichkeit zum körperlichen Ausgleich zur alltäglichen Arbeit zu geben, gehört zum Beispiel auch die Vorsorge, die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und die Unterstützungen bei zusätzlichen Versicherungen dazu. Das heißt jedes Unternehmen kann sich aus einem riesigen Kasten von Bauklötzen die aussuchen, welche zu ihm passen.
Ja, dieser Nebensatz ist einer meiner liebsten in der Personalarbeit. Denn es geht immer darum welche Maßnahmen zum Unternehmen passen und welche es sich leisten kann. Ein Bauklotz muss sowohl ins Budget passen als auch zur Identität des Unternehmens. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben sich nur für einen Bauklotz entschieden – den Kursen in der Firma. Das ist kein wirkliches Haus sondern nur ein Stein. Damit ein betriebliches Gesundheitsmanagement seine Wirkung entfalten kann, muss ein Stein auf den anderen gesetzt werden. Es muss alles miteinander zusammen passen und zusammen wirken. Außerdem kann ein gutes und wirksames BGM auch ein Bestandteil des Employer Brandings einer Firma sein.
Warum war ich also mit den Inhalten dieser Vorträge nicht zufrieden? Weil die Veranstalter sich wie selbstverständlich vorne hingestellt haben und ihr Angebot als ganzheitliches BGM verkauft haben. Ja, das Kursangebot gehört zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement, dass bestreite ich keines Wegs, eher im Gegenteil. Aber zu meinen, so ein Angebot reicht um das Unternehmen mit dem Label BGM zu versehen, wird selbst auch schnell das Gegenteil einsehen müssen. Denn gerade wenn sich Bewerber für Unternehmen interessieren, weil ein solches Angebot existiert, wird es im Bewerbungsgespräch zum Thema. Auf die Frage: „Was tun Sie für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter?“ Sollten Sie dann nicht nur antworten: „Sie können 1x die Woche Yoga in der Kantine machen.“ Was ist mit ergonomischen Stühlen bzw Arbeitsplätzen? Oder mit Schulungen für die Führungskräfte um psychologischen Stress zu minimieren? Gibt es Unterstützung für Vorsorge-Untersuchungen oder Versicherungen? Sie sehen die Bandbreite an Möglichkeiten gehen weit über den Zuschuss zum Fitness-Studio und ein Kursangebot hinaus.
Natürlich sollten nicht alle Aktivitäten im BGM gleichzeitig gestartet werden, aber es muss ein Konzept und ein Plan für die Umsetzung vorliegen. Denn nur wenn alles gut durchdacht ist und es Strategien zur Einführung in den Betrieb gibt mit Berücksichtigung von verschiedenen Eventualitäten, kann am Ende etwas Positives dabei raus kommen. Und gerade in der Zeit der Grippewelle, welche laut der Welt die Wirtschaft 2,2 Milliarden Euro kostet, spürt jeder Betrieb wie wichtige gesunde Mitarbeiter sind. Vergessen Sie nicht wie schwer es ist bei einem hohen Krankenstand Ihre Aufträge zu erfüllen. Rechnen Sie also aus was teurer ist: Auftragsausfall oder Prävention?