Statistiken zur Ausbildungssituation

Heute – 18.11.19 – hat mein lieber Newsfeed mir ausgespuckt, dass die Bertelsmann Stiftung eine neue Veröffentlichung zum Ländermonitor berufliche Bildung 2019 auf ihrem Blog für Aus- und Weiterbilung gepostet hat. Diesen verfolge ich tatsächlich sehr interessiert, da es zum einen um meine Geschäftsgrundlage geht 😉 und zum anderen die Ausbildung eines der wichtigsten Themen in unserer Arbeitswelt ist.

In unseren Kursen und Beratungen beschäftigen wir uns relativ häufig mit dem Zusammenkommen von Betrieben und Bewerbern. In dieser Statistik geht es speziell um das Finden von Auszubildenden und Ausbildungen. Inzwischen dürfte es fast Allgemeinwissen sein, dass viele Betriebe ihre offenen Stellen für Auszubildende nicht besetzen können. Allerdings wissen die meisten nicht, dass trotzdem immer noch viele junge Menschen ohne eine Ausbildung da stehen. In Zahlen sind es 2018 immer noch 79.000.

Entwicklung der offenen Ausbildungsstellen und junge Menschen ohne Ausbildung
Zahlen – Quelle: Ländermonitor berufliche Bildung 2019

Das heißt es werden zwar weniger Jugendliche ohne Stelle dabei aber auch mehr Betriebe ohne Auszubildende. Woher kommt das? Und warum finden die Betriebe und Auszubildenden nicht zusammen? Das hat der Monitor untersucht und unterscheidet folgende Gründe:

  • Eigenschaftsbezogene
  • Regionale
  • Berufsfachliche
Verteilung der Gründe für offene Ausbildungsstellen
Zahlen-Quelle: Ländermonitor berufliche Bildung 2019

Was verbirgt sich dahinter? Das einfache zuerst. Liegen regionale Gründe vor, dass beide Seiten nicht zusammenkommen, wohnt der potenzielle Auszubildende in einem anderen Bereich als der Betrieb sucht. Als ich damals meine Ausbildung gesucht habe, hat ein Minister gesagt: „Dann geht man halt dahin wo die Arbeit ist.“ Und alle Erwachsenen haben zu gestimmt. Also bin ich umgezogen. Kann man das jetzt von unseren Auszubildenden nicht mehr erwarten? Es wären immerhin 23% der offenen Ausbildungsstellen, die so besetzt werden könnten.

Bei dem berufsfachlichen Gründen wird wohl niemand irgendwie argumentieren können. Hier suchen Betriebe einfach in Ausbildungen, welche niemand auch nicht in anderen Regionen lernen möchte. Allerdings stellt sich mir die Frage warum? Warum möchte niemand diese Berufe lernen? Laut dem Artikel von Herrn Dr. Eckelt liegen diese Berufe vorallem im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Ernährungshandwerk. Bei Hotels und Gaststätten wird jeder sofort an geringe Bezahlung und doofe Arbeitszeiten denken. Aber ist das wirklich noch so? Ich weiß es nicht und ich werde mir auch nicht anmaßen darüber zu urteilen. Was ich jedoch weiß ist, dass viele Berufe unter der Unwissenheit der Bewerber leiden. Nur weil es in der Volkswahrnehmung eine Meinung zu einem Beruf gibt, heißt es noch lange nicht, dass diese wahr ist. Deshalb tut jeder gut daran sich über die Berufe, welche zur Verfügung stehen, weitgehender zu informieren als Vorurteilen zu lauschen. Das ist tatsächlich ein Punkt bei dem wir mit unserer Beruflichen Orientierungsberatung helfen.

Der letzte Grund für keine passenden Auszubildenden liegt bei 44%. Bei diesen 44% der gesuchten Auszubildenden gäbe es in der gleichen Region einen passenden Bewerber, aber entweder mochten beiden Parteien sich im Bewerbungsverfahren nicht oder der Suchende hat sich bei diesem Betrieb gar nicht beworben. Im Artikel der Bertelsmann Stiftung wird dazu folgendes gesagt:

So kann es beispielsweise sein, dass Betriebe sich dazu entschließen, Bewerber*innen mit niedrigen Schulabschlüssen nicht als Auszubildende in Betracht zu ziehen. Auf der anderen Seite kann es sein, dass Ausbildungsinteressierte von vornherein auf Bewerbungen bei kleinen Unternehmen verzichten, weil sie diese unattraktiv finden.

https://blog.aus-und-weiterbildung.eu/passungsprobleme-wenn-angebot-und-nachfrage-immer-weniger-zueinander-passen/

Das einige Betriebe bestimmten Schulabschlüssen keine Chance geben, habe ich schon mehr als einmal erlebt und finde es sehr bedauerlich. Doch bei der zweiten Aussage glaube ich inzwischen, dass viel häufiger statt der Unattraktivität die Unwissenheit das wahre Hindernis ist. Ich lebe in einer Region mit vielen Hidden Champions. Das sind Betriebe, die in ihrer Branche sehr erfolgreich sind, aber in der Region oder außerhalb ihrer Branche gänzlich unbekannt. Auch hier wäre die Frage wie kann man gegen diese Unwissenheit gegensteuern? Bei uns hat sich der Rotarier Verein dessen angenommen und organisiert zweimal im Jahr eine Messe mit nur regionalen Unternehmen, die dort sich und ihre Ausbildungsberufe für interessierte junge Menschen vorstellen. Und das für die Unternehmen kostenlos, damit auch die Kleinen sich das ganze leisten können. Finde ich super! Und die nächste Messe ist am 25.11.2019 ab 17.00 Uhr in der Kreissporthalle in Bad Segeberg.
Solche Initiativen bräuchten wir viel mehr. Denn 44% von 58.000 sind 25.520 Stellen, die besetzt sein könnten, und Azubis, die eine Ausbildung hätten. Und das ganz ohne Umziehen 😉

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